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01.12.2025

Spenden statt Geschenke: Wie ein Geburtstag Unterstützung für Menschen mit Demenz schafft

Zu seinem 30. Geburtstag verzichtete Niklas bewusst auf Geschenke und bat seine Gäste stattdessen um Spenden für die Alzheimer Gesellschaft Hamburg. Anlass dafür war die Erkrankung seines Vaters an einer frontotemporalen Demenz (FTD). In der frühen Phase der Diagnose nutzte Jonas Angebote der Alzheimer Gesellschaft, um das Krankheitsbild und die Veränderungen im Alltag besser zu verstehen.

Im Interview spricht er darüber, wie die Idee zur Spendenaktion entstand, wie Familie und Freundeskreis reagierten und weshalb er sich wünscht, dass mehr Angehörige Zugang zu Beratungs- und Unterstützungsangeboten erhalten:

Lieber Niklas, was hat dich dazu bewegt, zu deinem 30. Geburtstag auf Geschenke zu verzichten und stattdessen Spenden für die Alzheimer Gesellschaft Hamburg zu sammeln?

Geschenke sind ehrlicherweise seit Jahren schon kein Anreiz für mich, meinen Geburtstag zu feiern. Als Kind habe ich mich natürlich sehr darüber gefreut. Seit längerem feiere ich meine Geburtstage, um mit meinen Freunden und Familien Zeit zu verbringen und einfach eine gute Zeit zu haben. Im Freundeskreis schenken wir uns daher häufig Aktivitäten, bei denen wir gemeinsam unterwegs sind. Meinen 30. Geburtstag wollte ich etwas größer feiern und habe mir Gedanken gemacht, wie ich die Feier am schönsten aber auch entspannt gestalten kann. Spätestens eine Woche vor der Feier wäre sicherlich noch die ein oder andere klassische Frage wie „was wünscht du dir?“ eingetrudelt. Das wollte ich meinen Gästen dieses Mal erleichtern und diesen Wunsch nutzen, etwas Gutes zu tun und dem Ankerpunkt auch etwas zurückzugeben, da ich die Arbeit als sehr wertvoll empfinde. Seit Jahren spielen wir im Freundeskreis und auch mit der Familie immer mal wieder gern Bingo. Mein an FTD erkrankter Vater kann leider nicht mehr selbst spielen, vor der Krankheit hat es ihm aber ebenso Spaß bereitet. Für mich war klar, eine Runde Bingo mit dem Sammeln von Spenden zu verbinden.
Die Idee hat sich von Anfang an richtig angefühlt. Und so gab es für jede Spende die Bingo-Lose.

Gab es einen besonderen Moment oder eine Erfahrung, die dir gezeigt hat, wie wichtig die Arbeit der Alzheimer Gesellschaft Hamburg ist?

Diesen einen Moment gab es für mich nicht. Es waren mehrere Angebote, insbesondere die Fachtagungen und Seminare zu Beginn der Erkrankung meines Vaters, die mir das Krankheitsbild und die Veränderungen im weiteren Verlauf näher gebracht haben – mich sogar eher darauf vorbereitet haben, auch wenn einem das Ausmaß am Anfang wirklich surreal vorkommt. Das Verhalten und insbesondere die Verhaltensänderung meines Vaters zu verstehen, war nicht einfach. Normalerweise würde ich mich als einen rational handelnden Menschen beschreiben. Dass dieses Krankheitsbild alles andere als rationale oder logische Verhaltensweisen mit sich bringt, muss ich glaube ich nicht weiter ausführen. Die Veranstaltungen haben mir aber geholfen, es besser einzuordnen und zu verstehen – besser als es meine eigene Recherche zu diesem Zeitpunkt hätte tun können.
Ich nutze die Angebote der Alzheimer Gesellschaft nur sehr unregelmäßig. Es gibt mir aber ein beruhigendes Gefühl zu wissen, dass ich jederzeit auf die Angebote des Ankerpunkts zurückkommen kann. Sei es in Form von Angehörigengruppen, Fachtagungen oder persönlichen Beratungen.

Wie haben deine Familie und Freunde auf die Idee reagiert, statt eines Geschenks eine Spende zu machen?

Von meiner Familie und dem gesamten Freundeskreis gab es direkt großen Zuspruch und eben so große Unterstützung bei den ganzen Vorbereitungen. Jeder hat Gast hat etwas zum Buffet beigesteuert. Sie haben sich gefreut, dass sie mit ihrer Spende spielerisch Gutes tun können. Die Variante hat das Ganze auch etwas aufgelockert.

Was wünschst du dir, dass durch deine Spendenaktion bewirkt wird – für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen?

Ich wünsche mir, dass auch weitere Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen genau so wie meine Familie die Möglichkeit haben, die Angebote der Alzheimergesellschaft wahrnehmen zu können. Außerdem konnte ich damit weiter auf Demenz aufmerksam machen und in persönlichen Gesprächen auch nochmal etwas über FTD aufklären. Ich gehe mit der Krankheit sehr offen um und mein Umfeld weiß auch Bescheid. Die Aktion hat aber noch einmal für Verständnis gesorgt. Mein Vater war früher Fußballtrainer in meiner Jugend und viele meiner Freunde haben ebenfalls unter ihm trainiert. Dass er kaum bis gar nicht mehr spricht oder sie nicht erkennt, haben einige erst an diesem Tag selbst erlebt.

Was würdest du anderen empfehlen, die ebenfalls über eine Spendenaktion zu einem besonderen Anlass nachdenken?

Macht einfach, was sich gut anfühlt. Ein guter Freund hat seinen Geburtstag mit 2 weiteren Freunden gefeiert und in dem Rahmen eine Tombola veranstaltet, um gemeinnützige Projekte in Hamburg zu unterstützen.
Auch hier war der Zuspruch groß. Für uns in der Runde war aber Bingo das Mittel der Wahl – im Nachgang haben mir viele auch noch einmal gesagt, wie schön sie die Aktion fanden.


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